Reportage 2

Der Baukulturdienst Weser-Leine-Harz auch in Hessen aktiv

von Ulla Grünewald, Kontaktstelle Rheda-Wiedenbrück

Am 14. Februar 2025 fuhren wir nach Landefeld bei Spangenberg in Nordhessen um gleich ein paar Fliegen mit einer Klappe zu schlagen!
Familie Bartels aus Hannover wünschte sich eine Inspektion zu ihrem ererbten Fachwerkhaus. Eine Beratung wie sie der Weser Leine Harz Baukulturdienst in Südniedersachsen anbietet. In Hessen gibt es den Baukulturdienst nicht, jedoch möchte Familie Völlinger (IgB Mitglieder aus in Herbstein) solch einen Beratungsdienst ebenfalls für den Vogelsbergkreis aufbauen. Was lag näher als ausnahmsweise durch einen Inspektor des Baukulturdienstes Weser-Leine-Harz die Inspektion in Landefeld beispielhaft durchzuführen und Völlingers daran teilhaben zu lassen? Der Zimmermeister und Lehmbauer Christof Wanderer aus Witzenhausen führte die Inspektion durch. Seinem Kennerblick entging nichts. Seine Praktikantin Frau Licht notierte alles. Der ausführliche Bericht mit der To Do Liste nach Dringlichkeit wird der Familie zugehen. Er umfasst meistens ca. 25 Seiten.

Das Haus in Landefeld steht noch für eine weitere besondere Nutzung. Die Enkelin hat das Haus geerbt, möchte es aufgrund schöner Kindheitserinnerungen als Ferienort behalten, kann sich aber noch nicht mit voller Kraft dem Projekt widmen. Es soll gut durch die nächsten 10 Jahre gebracht werden. Was ist also zu tun? Was ist wirklich vorrangig, was kann abwarten? Das Haus ist schon 30 Jahre teilbewohnt. Als Ferienplatz im Sommer ist es gut nutzbar. Das Haus nimmt einen von Anfang an gefangen. So ist es ja oft mit alten Häusern.

Das traufständige Fachwerkhaus stammt aus dem 18. Jhd. ist zweistöckig und diente ursprünglich einem Leineweber und Nebenerwerbslandwirt als Zuhause, bis es 1859 mit den Ländereien an die jetzige Familie für 1200 Taler verkauft wurde. Das konnte ich den alten Akten entnehmen, die noch im Familienbesitz verwahrt werden. 1925 wurde ein Keller und ein Schornstein neu gebaut. Später ein Kuhstall an die alte Scheune angebaut. Jede Generation baut sich etwas an und um, sofern sie es kann. Noch eine Besonderheit: Das Haus ist knirsch in den Hang gebaut. Die Straßenseite lässt nicht erahnen, dass es ziemlich steil hinter der Scheune und dem Haus hinauf geht. Das bedeutet: Wasser muss von zwei Seiten abgeführt werden. Vom Dach und vom Hang. Bisher läuft Wasser vom Hang auf Scheune und Haus zu und versickert einfach in der Scheune bzw. dem Untergrund des Hauses.

Das Hauptaugenmerk muss bei jedem Haus darauf liegen: Wasser muss weg! Löcher im Dach müssen sofort geschlossen, Dachrinnen repariert und regelmäßig gesäubert werden. Je nachdem wie der Wind weht und wie viele Bäume in der Nähe stehen kann das schon mal nervig werden. Die Schäden im Dach und an Rinnen und Fallrohren führen eindeutig zu den Schäden am Fachwerk und an den Bodenbrettern. Eine Inspektion ist durchaus nicht ungefährlich, besonders wenn noch Heu und Stroh auf dem Dach liegt und man die Löcher nicht sieht.

An einer Stelle, zwischen Scheune und Kuhstall, gab es aufgrund einer schadhafter Kehle Schäden. Die Schäden sind von einem Zimmermann zu beheben. Schade, denn sie hätten vermieden werden können.

Um im Haus mehr als nur notdürftig wohnen zu können, sollte die Elektrik und die gesamte Hausversorgung mit Wasser sowie die Kanalisation erneuert werden. Waschbär oder Marder haben es sich auf dem Dachboden gemütlich gemacht. Sie auszusperren ist eine Herausforderung.

Landefeld ist ein hübscher Ort geworden. Die meisten Fachwerkhäuser und die Kirche sind renoviert, da ist der Zugzwang groß. Mit relativ wenig Aufwand lässt sich die Fassade in Eigenleistung wieder schön gestalten, so dass das Häuschen sich in die Zukunft träumen kann.

Bild 1: Frau Licht, Fa. Holz- und Lehmbau GmbH, Wolf Bredow, BKD Weser-Leine-Harz, Herr und Frau Stefanie Bartels, Hannover, Ulla Grünewald, IgB Kontaktstelle Rheda-Wiedenbrück, Christof Wanderer, BKD Inspektor und Fa. Holz- und Lehmbau GmbH, Katharina und Matthias Völlinger, IgB Mitglieder aus Herbstein, Vogelsberg
Bild 2: Straßenansicht des Hauses als Holzintarsienarbeit